Ramschware Katze - warum billig nicht immer günstig ist...

Die Dosine sagt ja immer wieder, dass sie es nicht nachvollziehen kann, warum so viele Menschen glauben, dass man für ganz wenig Geld eine ganz tolle Qualität bekommt. Man kann doch auch keinen Porsche für den Preis eines Lada kaufen - und das versteht doch eigentlich jeder, oder?

 

Und was hat es jetzt damit auf sich, dass ich Katzen als Ramschware bezeichne? Ganz einfach, man findet dieses Denken leider auch ganz oft bei der Vermittlung von Katzen.

 

Tierschutzkatzen sollen ja generell nichts kosten. Schließlich tut man der betreffenden Organisation oder dem Tierschützer vor Ort ja quasi schon damit einen großen Gefallen, dass man die Katze überhaupt aufnimmt. Da möchte man dann bitteschön nicht noch etwas dafür zahlen müssen. Leider vergessen diese Menschen dabei, dass gerade Tierschutzkatzen, die oft kein schönes Leben hatten, dadurch eventuell hohe Tierarztkosten verursacht haben, die selbst durch die verlangte Schutzgebühr nicht gedeckt werden können.

 

Das war übrigens bei mir auch so. Ich wurde schwerverletzt gerettet und die Gebühr, die die Dosine für mich zahlen musste, hat meine Tierarzt- und Unterbringungskosten sicherlich nicht gedeckt. Deshalb hat sie auch nochmal was extra gespendet - trotzdem (oder gerade weil) ich eine Tierschutzkatze bin.

 

Und dann gibt es natürlich die vielen Haus- und Bauernhofkatzen, die leider oft sogar umsonst bzw. ohne Schutzgebühr und -vertrag abgegeben werden, nur damit man sie los ist. Schaut euch nur mal die entsprechenden Kleinanzeigenportale an. Die Gründe für die Abgabe sind hierbei vielfältig und manchmal auch sehr kreativ. Der Klassiker ist immer noch die Allergie, die plötzlich und unerwartet aufgetreten ist. Eventuell hat eine Katze aber auch zum nunmehr 25. Mal Junge bekommen oder es gab einen sogenannte „ups“-Wurf, bei dem man jetzt nicht weiß, wie man die dabei entstandenen Kitten geeignet vermitteln soll - oder oder oder...

 

Die traurige Realität ist, dass es ganz viele „Allerwelts“-Katzen gibt, für die es unglaublich schwierig ist, ihre Menschen zu finden. Wenn das nicht klappt, werden sie oft genug ausgesetzt oder ins Tierheim gebracht. Damit sind sie dann ein weiterer Beitrag zum Thema Katzenelend. Wann werden  es die Menschen endlich lernen, dass Kastrationen ungemein hilft, eben dieses Elend einzudämmen?

 

Gerade als Kater bin ich übrigens auch lieber ein eierloses Wunder als eine müffelnde Pissnelke. Und bei den Mädchen ist Potenz leider auch oft mit gesundheitlichen Risiken verbunden (z.B. Gebärmuttervereiterungen). Außerdem ist jede Rolligkeit ganz großer Stress - nicht nur für die Katze, sondern auch für das gesamte Umfeld.

 

Seit einigen Jahren geht es ja aber leider nicht mehr nur um das Elend der „normalen“ Hauskatzen. Mittlerweile sind nämlich noch die ganzen Rassekatzen hinzugekommen, die in wahren Massen angeboten werden. Ganz oft werden sie das dann auch für einen Bruchteil des Betrages, den ein seriöser Züchter normalerweise verlangen würde. Und statt stutzig zu werden und den Haken bei der Sache zu suchen, greifen viele Käufer blitzschnell zu, denn Geiz ist geil und er regiert die Welt.

 

Versteht mich nicht falsch, ich habe rein gar nichts gegen Rassekatzen, schließlich lebe ich ja mit drei von ihnen zusammen. Der Unterschied ist aber, dass diese von Züchtern kommen, die mit Herzblut, Verstand und Wissen züchten bzw. gezüchtet haben (die Züchterin von Cameo und Kezia lebt ja leider nicht mehr).

 

Im Gegensatz dazu sind meiner Meinung nach diejenigen, die ihre vermeintlichen Rassekatzen verramschen, auch keine Züchter, sondern schlicht und ergreifend Vermehrer. Oftmals handelt es sich bei solchen Katzen noch nicht einmal um reinrassige Tiere, sondern um Mixe. Das können oder wollen viele Laien aber gar nicht wissen und wahrhaben, solange die Katze einfach nur „so süß“ und - ihr habt es erraten - billig ist.

 

Wenn es tatsächlich reinrassige Tiere sind, werden diese oft ohne jegliches Hintergrundwissen vermehrt. Beide sehen gut aus, und wenn man die aufeinandersetzt, können dabei ja nur tolle Kitten herauskommen, oder?

 

Solche Dinge wie Genetik, geeignete und notwendige Voruntersuchungen sowie generelle Gesundheitsvorsorge, das Wissen um die Linien/Vorfahren (und eventuell daraus resultierende Probleme) wird offensichtlich völlig überbewertet und ist absolut unnötig - zumindest, wenn es nach den Vermehrern geht. Denn es erfordert nicht nur Herzblut, Zeit und Geduld, um sich diese Kenntnisse anzueignen, es kostet auch noch Geld. Das bedeutet, es wird grundsätzlich kein Aufwand betrieben, der den erwarteten Gewinn schmälern könnte.

 

Die Aussage, dass man nicht im Verein züchtet, weil ein Liebhabertier ja keinen Stammbaum bräuchte, ist Blödsinn. Ein Vermehrer möchte damit schlicht und ergreifend gewisse Auflagen umgehen, die ein seriöser Verein (ja, es gibt leider auch Unseriöse) seinen Mitgliedern auflegt. Dabei geht es besonders um das Wohl der Katzen (z.B. Anzahl der Würfe pro Jahr, Abgabealter, etc.). Da gibt man als Vermehrer seine Katzen dann doch lieber mit 8 Wochen ab (die können ja schon ganz toll allein fressen), am besten auch noch ungeimpft und in Einzelhaltung.

 

Warum mit 8 Wochen, fragt ihr? Das hat eventuell damit zu tun, dass viele dieses Abgabealter von Hunden kennen - oder vielleicht ist es auch einfach nur, weil Kitten mit 8 Wochen richtige kleine Durchlauferhitzer sind. Das heißt, sie fressen wie die Scheunendrescher und produzieren dann natürlich auch den entsprechenden Output. Sie kosten also nochmal richtig Geld für Futter und Streu.

 

Ein seriöser Züchter wird seine Kitten frühestens mit 12, noch besser mit 14 Wochen, gut sozialisiert abgeben. Sie sind dann eventuell sogar schon frühkastriert, mindestens aber geimpft, gechipt und entwurmt. Außerdem bringen sie ein aktuelles Gesundheitszeugnis, einen korrekt ausgefüllten Impfpass und ihren Stammbaum mit ins neue Zuhause. Der Züchter wird sich auch immer über die Gegebenheiten im neuen Zuhause informieren, um zu sehen, ob es denn tatsächlich ein Traumzuhause ist. Und er wird Fragen stellen, viele Fragen - er wird aber auch jederzeit gerne die Fragen der Interessenten beantworten.

 

So, und jetzt kommt wieder der Schwenk zum Anfang des Textes…

 

Ein Kitten, das von einem seriösen Züchter kommt, ist gut sozialisiert und bereit für das Zusammenleben mit Mensch und Katz (oft kennen sie sogar noch andere Tiere). Die Investitionen des Züchters in Aufzucht und Gesundheitsvorsorge haben natürlich ihren Preis. Und dadurch ist ein solches Kitten nicht billig. Wer aber eine möglichst gesunde und aufs Leben vorbereitete Katze haben möchte, sollte nicht an der falschen Stelle sparen. Denn sonst könnte es durchaus sein, dass diese Einsparung nur vertagt wird, weil man sie später beim Tierarzt bezahlt. Und damit wäre die Katze zwar billig, aber eben nicht günstig…

 

Wenn es nicht unbedingt ein Kitten sein muss, überseht auch bitte nicht die etwas älteren Katzen im Tierheim, bei Tierschutzorganisationen, Pflegestellen oder Ähnlichem. Und wenn ihr gerne eine Rassekatze hättet, diese aber nicht direkt beim Züchter holen wollt, schaut doch mal bei Organisationen wie zum Beispiel der Maine Coon Hilfe rein.

 

Und bitte denkt dabei auch an die eventuell schon im Haus lebenden Katzen. Ein Kitten - so süß es ist - passt nun einmal nicht zu einer Katze, die schon älter ist. In solch einem Fall holt besser zwei Kitten, dann kann die ältere Fraktion mitspielen - muss es aber nicht. Die Dosine sagt, dass das bei Kimba und Lucky nach dem Einzug der beiden Jungspunde Gizmo und Cameo ganz toll funktioniert hat. Und der sture Cameo hat den beiden Älteren dann sogar noch beigebracht, dass Kuscheln mit anderen Katzen gar nichts Verwerfliches ist…